Ganzhingabe an Gott als Ausdruck gelebter Weihe an das unbefleckte Herz Mariens

An diesem großen Gebetstag der Blauen Armee darf ich Ihnen, die Sie so zahlreich hierher nach Marienfried zu gemeinsamen Gebet und gottesdienstlichen Feiern gekommen sind, aufmunternde Worte sagen über Sinn und Bedeutung der gelebten Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens, wie diese 1917 in Fatima, 1946 hier in Marienfried von der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria gefordert worden ist.

Gestatten Sie, dass ich dazu mit einer sehr persönlichen Bemerkung beginne: Für mich als gläubigen Theologieprofessor gibt es keinen Zufall, sondern nur Fügungen der göttlichen Vorsehung, die freilich oft geheimnisvoll und rätselhaft sein können. Zu diesen Fügungen der göttlichen Vorsehung habe ich immer auch mein Geburtsdatum gerechnet: Ich bin am Sonntag, den 13. Juli 1913 um 13.13 Uhr geboren. (In der hl. Taufe zwei Tage darauf in einer großen, dem heiligen Erzengel Michael geweihten Kirche wurden mir die beiden Namen des großen portugiesischen Heiligen gegeben, der – bevor er sein großes Predigerapostolat im Kampf für den wahren Glauben begann – den Taufnahmen Ferdinand trug in Erinnerung an den von dem großen Dichter Calderon verherrlichten „standhaften Prinzen“ und dann, als er zur franziskanischen Ordensfamilie gefunden hatte, den Namen Anton zu tragen begann.)

Vielleicht kann man es von meinem – ich möchte es so nennen – “fatimistischen“ Geburtsdatum her verstehen, dass ich mich nun schon viele Jahre um das Fatima-Apostolat in der Kirche St. Maria Loreto in Salzburg kümmere und dort Monat für Monat jeweils am Dreizehnten des Monats eine Fatima-Sühnemesse mit entsprechender Predigt halte.

Anlässlich meines 70. Geburtstags haben mir überaus viele Freunde aus nah und fern für meinen mündlichen und schriftlichen Einsatz für den wahren, unverfälschten und unverkürzten Glauben und für mein Bemühen um die Verbreitung und Deutung der Botschaft von Fatima gedankt. Ich erwähne das alles nur deshalb, um Ihnen allen zu zeigen, dass es mir eine große Ehre, gewissermaßen ein Geburtstagsgeschenk bedeutet und zugleich ein Herzensbedürfnis ist, vor so vielen für das Fatima-Apostolat aufgeschlossenen Katholiken über Sinn und Bedeutung der gelebten Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens sprechen zu dürfen.

Zuerst möchte ich auf die Tatsache verweisen, dass leider sehr viele Menschen, auch gläubige Katholiken, ja sogar Priester mit einer Weihe an Maria, speziell an ihr Unbeflecktes Herz nichts anfangen können und eine solche Weihe entweder verständnislos völlig ablehnen oder jedenfalls ganz große Bedenken dagegen haben.

Ich denke da beispielsweise an einen Priester, der vor genau 40 Jahren mein kirchlicher Vorgesetzter war, als ich als junger Kaplan in einem Fremdenverkehrsort im Salzburger Land in der Seelsorge wirkte. Papst Pius XII. hatte gerade am Höhepunkt des II. Weltkriegs am 31. Oktober 1942 die von Feindschaft und Kriegshass zerrissene Menschheit dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht.

Es kam dann von Rom die Kunde zu uns herauf, der Papst wünsche dringendst, wir alle sollten diese von ihm vollzogene weihe an das Unbefleckte Herz Mariens mit innerster Überzeugung nachvollziehen und wir Priester sollten in den Pfarrgemeinden unsere Gläubigen dafür begeistern.

Da sagte eines Tages anlässlich der Visitation mein Vorgesetzter, wohlgemerkt ein erfahrener, abgeklärter, edler Priester, zu mir, dem jungen Kaplan, er habe größte Bedenken und Schwierigkeiten gegen eine solche weihe an das Unbefleckte Herz Mariens. Wörtlich meinte er: „Wir können uns doch nur Gott weihen; das aber ist bereits in der Taufe geschehen. Dem göttlichen Herzen Jesu hat uns die ganze Welt Papst Leo XIII. an der Jahrhundertwende von 1899 zum Jahr 1900 geweiht. Diesem päpstlichen Akte habe ich damals noch halbwegs einen Sinn abgewonnen. Aber mit der Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens kann ich einfach nichts anfangen“.

Ich weiß es noch genau, wie wenn es erst heute gewesen wäre, dass ich damals diesem kirchlichen Vorgesetzten scheinbar etwas altklug zur Antwort gegeben habe: „Hochwerter Herr, ich bin da ganz anderer Ansicht und habe eigentlich gar keine besonderen Schwierigkeiten, denn ich stelle mir die Weihe an Maria und ihr unbeflecktes Mutterherz recht schlicht so vor: Das kleine Kind, wenn es sich allein gelassen von lauter Gefahren umgeben sieht, schreit nach der Mutter, läuft zur Mutter hin, und versteckt sich schließlich ganz verschreckt im Kittel der Mutter und sagt unter Tränen: Mutter, ich brauch‘ dich, hilf mir!

Hat denn der Papst mit der Weihe der Menschheit und der von furchtbarer Kriegsnot aufgewühlten Welt an das Unbefleckte Herz Mariens nicht das Gleiche sagen wollen: Mutter, wir brauchen dich, hilf uns! Wir sind doch deine Kinder! Lass uns doch nicht im Stich in all den riesengroßen Gefahren dieser Zeit!“ Mein kirchlicher Vorgesetzter gab mir damals zur Antwort: „Sie haben eigentlich recht. Ich will mir Ihre Gedanken durch den Kopf gehen lassen.“

Ich hätte damals auch auf die geschichtliche Tatsache hinweisen können, dass längst vor der Weihe der Welt durch Pius XII. an das Unbefleckte Herz Mariens am 31. Oktober 1942 zum Abschluss des 25-Jahr-Jubiläums der Erscheinungen Mariens in Fatima ganze Völker und Nationen der jungfräulichen Gottesmutter geweiht worden sind. So hat beispielsweise Kaiser Ferdinand II. kurz vor dem Ende des 30jährigen Krieges im Jahre 1647 in feierlicher Form sich und seine Völker Maria geweiht und unter ihren Schutz gestellt. Die damals entstandenen Schutzmantelmadonnen drücken einen solchen Weiheakt an Maria ganz besonders sinnvoll aus. Schließlich haben ja schon die Glaubensboten, die unsere Vorfahren zum Christentum bekehrten, diesen auch schon vertrauensvolle Liebe zur jungfräulichen Gottesmutter beigebracht. So wird es beispielsweise ausdrücklich vom hl. Rupertus, dem Glaubensboten des bayerisch-österreichischen Raumes berichtet. Auch wenn es nur sinnvolle Legende sein sollte, dass er das Altöttinger Marien-Gnadenbild dorthin gebracht haben soll, so hat er doch den Menschen von damals mit dem Glauben an den Gottmenschen Jesus Christus auch vertrauensvolle Liebe zu Christi jungfräulicher Mutter beigebracht. In einer uralten Festpredigt über den hl. Rupertus fand ich folgenden überaus sinnvollen Satz: „Der große Apostel unseres Landes hat das ganze Werk der Bekehrung unseres Volkes unter die Obhut der Himmelskönigin gestellt, Maria an den Taufbrunnen unseres Volkes hingeführt und sie zur Taufpatin des neubekehrten Volkes gemacht.“

Das ist ein großartiger Vergleich: getauft wurden wir alle wie unser ganzes Volk selbstverständlich nicht auf den Namen Mariens, sondern auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Sein Eigentum wurden wir in der hl. Taufe für immer und ewig. Ihm, dem dreifaltigen Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist, sind wir in der hl. Taufe geweiht worden mit allem, was wir sind und haben.

„Herr, ich bin dein Eigentum, dein ist ja mein Leben, mir zum Heil und dir zum Ruhm hast du mir’s gegeben...“ Maria aber, die jungfräuliche Mutter unseres Herrn, war damals beim Taufakt gleichsam die Taufpatin. Die Taufpatin hat bekanntlich die Verantwortung, dass das Patenkind, der Täufling, dem christlichen Glauben treu bleibt und danach auch wirklich lebt.

Maria, die Taufpatin unseres Volkes seit den Tagen unserer heiligen Glaubensboten, sie hat bisher dafür gesorgt und wird, so hoffen wir, auch weiter dafür sorgen, dass unser Volk ihrem göttlichen Sohn Jesus Christus in starkem Glauben, in fester Hoffnung und in opferbereiter Liebe treu bleibt. Unser Volk aber hat herauf durch die Jahrhunderte seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Maria, seine Zugehörigkeit zu Maria anerkannt, es hat Maria geliebt und verehrt, viele seiner Kirchen ihr geweiht, ihr Bild aufgestellt und geschmückt und sie angerufen in aller Drangsal und Not mit grenzenlosem vertrauen.

Wir aber wollen unserer Weihe an Maria und ihr Unbeflecktes Herz wieder Geltung verschaffen und ihr den rechten Sinn und Inhalt geben. Was aber ist letztlich Sinn und Inhalt unserer Weihe an Maria und ihr Unbeflecktes Herz?

Es soll durch diese Weihe in keiner Weise Gott-Vater und sein menschgewordener Sohn Jesus Christus entthront werden. Der dreifaltige Gott und der menschgewordene Sohn Gottes, unser Heiland und Erlöser, sie sind es, denen wir zu eigen gegeben, übergeben und geweiht worden sind in der hl. Taufe. Weihe an Maria aber will besagen, dass wir sie als unsere himmlische Taufpatin, als unsere Zieh- und Pflegemutter anerkennen und gelten lassen. Weihe an Maria, das ist gleichsam das Flüchten des Kindes zur Mutter, das Rufen des Kindes nach der Mutter in allen Gefahren, Versuchungen, Schwierigkeiten und Nöten.

Mit der Weihe an Maria und an ihr mütterliches Unbeflecktes Herz wollen wir ihr sagen: Mutter wir brauchen dich, wir brauchen deine mächtige Fürsprache am Throne Gottes, wir brauchen deine Hilfe, wir brauchen dein Vorbild, wir brauchen das von dir so wunderbar verkörperte Ideal strahlender, leuchtender Reinheit, das in unserer Zeit so arg gefährdet und vielfach geschmäht und verspottet wird! Mutter, wir stellen uns darum vertrauensvoll unter deinen Schutzmantel! So haben es schon unsere Vorfahren gehalten, so singen wir auch heute noch in jenem Marienlied aus der schweren Zeit des 30jährigen Krieges, das damals in Tirol entstanden ist: „Maria, breit den Mantel aus, mach schirm und Schild für uns daraus! Lass uns darunter sicher stehn, bis alle stürm vorübergehn! Patronin voller Güte, uns allezeit behüte!“

Um das zu verstehen, was mit der Weihe an Maria und ihr Unbeflecktes Herz gemeint ist, brauchen wir uns nur ein kleines Kind ansehen: Es kennt noch nicht Wert oder Unwert der Dinge, es täuscht sich leicht und wird leicht getäuscht. Ein Kind lässt sich gar leicht wertloses Zeug aufschwätzen und würde ohne Bedenken einen Millionenscheck für eine Puppe oder einen Teddybär hergeben, weil die Puppe oder der Teddybär viel lustiger sind als ein Stück bedruckten Papiers und wäre es auch ein Millionenscheck. – Ein Kind torkelt ahnungslos auch in größte Gefahren hinein, ein Kind ist ja so unerfahren und dabei dann so hilflos. Wenn kein mütterliches Herz für das Kind schlägt, muss es zugrunde gehen. Aus eigenem kommt es mit dem Leben, seinen Gefahren und Schwierigkeiten nicht zurecht. Es braucht jemanden, der es behütet, unterweist, richtig in das Leben einführt und durch das Leben führt. Dabei würde dem Kind ein ganzes Professorenkollegium mit all seiner Gelehrtheit nichts nützen, es braucht ein mütterliches Herz. Nur ein solches bringt die Liebe, die Güte, die Hilfsbereitschaft und Geduld auf, um einem solch kleinen, unbeholfenen, unerfahrenen Wesen alles in Geduld richtig zu erklären und es vor allen Gefahren zu schützen.

Nun seht, liebe Brüder und Schwestern, auch für den reifen, erwachsenen Menschen gibt es Lebensbezirke, in denen er zumeist, bei aller Mündigkeit, die er sich selber zuschreibt, doch recht hilflos, ja sogar dumm und unerfahren wie ein Kind ist, das so leicht getäuscht wird und sich so leicht wertloses Zeug aufschwätzen und von Wertvollem abringen lässt. So ist es leider auf religiös-sittlichem Gebiet oft auch bei uns Erwachsenen. Da benehmen wir uns oft wirklich wie dumme Kinder. Ich bin überzeugt, der Teufel freut sich teuflisch, weil wir Menschen oft gar so schnell und gar so leicht auf seine Verwirrungskünste Versuchungen und Einflüsterungen hereinfallen und bereitwilligst die wirklich entscheidenden Werte, das göttliche Leben der Gnade und den wahren, unverfälschten Glauben, dieses kostbarste Erbe seit den Tagen unserer Glaubensboten preisgeben für im Grund oft höchst minderwertiges Zeug!